Wahlplakatkritik: SPD – Sozialdemokratische Partei Deutschlands
Jeden Tag sieht man sie, meistens werden sie ignoriert: Wahlplakate. Dabei kann es durchaus interessant sein, die Wahlsprüche und Bilder einmal zu analysieren, ja zu kritisieren. Die Reihenfolge stellt keine Präferenz dar, sondern entspricht der Reihenfolge auf dem Wahlzettel in meinem Wahlkreis. Die Auswahl erfolgte unter anderen auch in Hinblick darauf, möglichst unterschiedliche Themen aufgreifen zu können. Und nur als Hinweis: Der ganze Text ist natürlich Polemik, wie es sich in der Politik gehört.
Inhalt
Die SPD befasst sich auf ihren Plakaten 100 % konkreter mit den Themen, als es die CDU tut. Denn an jedes Schlagwort hängt sie ein mutiges Verb. Diese signalisieren Handlung und Dynamik. Die SPD wirft nicht nur Schlagworte in den (Wahl-)Raum, die Schlagworte machen auch was. Auf dem ausgewählten Plakat sollen »Arbeitsplätze geschützt« werden. Wie auch immer das funktionieren soll. Sind Arbeitsplätze produktiv und wettbewerbsfähig, müssen sie nicht geschützt werden. Sind sie es nicht, dann kann die Politik sie nur mit Subventionen, Zöllen und Vorschriften »schützen«. Produktiver werden sie nicht, und langfristig erhalten bleiben sie auch nicht. Stichwort »Zombiewirtschaft«.
Marktwirtschaft bedeutet immer die Schaffung und den Verlust von Arbeitsplätzen und Verdienstmöglichkeiten, da sich die Bedürfnisse der Konsumenten, die Technik, die Konkurrenz auf dem Markt, die Kosten, die Wirtschaft schlechthin stets ändern. Bei jeder Umwälzung der Wirtschaft war das Gejammere groß, dass Menschen ihre Arbeit verlieren und in Massen verarmen werden. Dennoch gibt es seit Beginn der Industrialisierung mehr Arbeitsplätze und Wohlstand denn je.
Die eigentliche Herausforderung ist es, Menschen zu unterstützen, wirtschaftliche Umbrüche zu meistern. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Arbeitsplätze »schützen« ist dagegen protektionistisches Denken von vorgestern. Hat nie funktioniert, wird nicht funktionieren, kostet nur Unmengen an Geld, und die »geschützten« Arbeitsplätze gehen langfristig trotzdem verloren.
Design
Die SPD setzt auf Gesichter. Olaf Scholz als Kanzler steht hinter der Kandidatin, die mir zumindest optisch unbekannt ist. Wem es genauso geht, wird wohl im unweigerlich im Kleingedruckten suchen müssen. Vielleicht wollten die Designer erstmal schauen, wie klein sich die Schriftarten in Word einstellen lassen, und plötzlich ging das Plakat aus Zeitdruck in den Echtdruck.
Sogar die SPD kommt mit einer Deutschlandfahne daher. Immerhin mit genauso viel Raum wie die korrekt dargestellte Europafahne. Deutschland schützt Arbeitsplätze in Europa, von rechts nach links gelesen.
Auch die abgeschnittenen Köpfe wirken seltsam. Ein paar Zentimeter mehr und man könnte zumindest den Haarausfall kaschieren. Die dominanten Farben Rot, Schwarz und Weiß erscheinen historisch, doch ein wenig bedenklich. Wenngleich sich die SPD zumindest ihrem Rot treu bleibt. Das kann man von der CDU mit ihrem neuartigen Türkis nicht behaupten. Da ist die SPD konservativer als ihr konservatives Gegenüber.
Ansonsten wie von einer großen Partei zu erwarten, ein durchgestyltes Agenturplakat ohne Seele und Authentizität. Mehr Markenauftritt als politischer Gestaltungswille, die beiden Kandidierenden könnten auch Werbung für gehobene Geschäftsanzüge machen. Gerhard Schröder bevorzugte wohl Brioni.
Fazit
Besitzstandsdenken von vorgestern. Kanzler Schröder hat Holzmann nicht gerettet und Angela Merkel die »Schleckerfrauen« auch nicht. Die Wähler sollten es besser wissen, den Umfragen nach tun sie es auch. Der Fotograf sollte etwas herauszoomen, da fehlen ein paar Stücke von den beiden Abgebildeten.
Extra: Die SPD braucht übrigens keine Stimmen wie die CDU. Sie sind schon die stärkste Stimme.