Wahlplakatkritik: Die LINKE

Jeden Tag sieht man sie, meistens werden sie ignoriert: Wahlplakate. Dabei kann es durchaus interessant sein, die Wahlsprüche und Bilder einmal zu analysieren, ja zu kritisieren. Die Reihenfolge stellt keine Präferenz dar, sondern entspricht der Reihenfolge auf dem Wahlzettel in meinem Wahlkreis. Die Auswahl erfolgte unter anderen auch in Hinblick darauf, möglichst unterschiedliche Themen aufgreifen zu können. Und nur als Hinweis: Der ganze Text ist natürlich Polemik, wie es sich in der Politik gehört.

Inhalt

Die LINKE sagt sich mit Blick auf die Kampagnen von SPD und CDU, dass bei ihnen keine gestylten Politvisagen und kontroversenfreie Schlagwörter zu haben sind. Obwohl »Gerechtigkeit« ziemlich sicher auch von allen anderen Parteien in dem einen oder anderen Wahlkampf als Proklamation herangezogen wurde. Aber immerhin wird sofort klar, wie die Gerechtigkeit zu erzielen sei. Zwei Dinge müssten runter, Preise und Profite.

Und da greift die LINKE leider genauso wie die SPD in die wirtschaftspolitische Mottenkiste. »Preise senken« ist eine Sache, welche die Politik schwerlich leisten kann. Eine auf linker politischer Seite beliebte Methode sind gesetzlich festgelegte Höchstpreise wie ganz aktuell der Mietendeckel. Da sind die ökonomische Theorie und Praxis bedauerlicherweise nur zu klar. Höchstpreise treiben die Nachfrage und dämpfen das Angebot. Die Folgen sind nicht mehr Gerechtigkeit, sondern nur eine andere Form von Ungerechtigkeit. Aber da diese Politik gerade für die bereits irgendwo Wohnenden (und damit auch örtlich Wählenden) meist von Vorteil ist, lässt sie sich gut beim Wähler verkaufen. Der andere politische Weg, Preise ganz allgemein zu senken, wären u.a. Steuer- und Abgabensenkungen. Aber ich befürchte, mit solchen Ansätzen müssen wir uns bei einer anderen Partei kritisch auseinandersetzen.

Das Deckeln von Profiten dagegen ist bedauerliche »die da oben« Rhetorik. Letztlich ist es noch keinem armen Menschen besser gegangen, wenn es weniger Profite oder Reiche gegeben hat. Meistens war sogar das Gegenteil der Fall. Wer gern Antipathien gegenüber großen Konzernen pflegt, fühlt sich mit dem Plakat sich wohl. Wer konstruktive Lösungen für soziale und ökonomische Ungerechtigkeiten sucht, wird zumindest bei der Wahlkampagne der LINKEN nicht glücklich.

Design

Immerhin die Plakate sind endlich mal etwas peppiger. Klare Aussagen, deutliche Bildsprache und keine nervige Deutschlandfahne mehr. Der Person mit der leeren Brieftasche helfen allerdings die niedrigen Preise und gedeckelten Profite auch nicht mehr. Aber vielleicht handelt es sich hier um die Valentino Brieftasche eines gedeckelten Konzernlenkers? Solch eine Ironie, so amüsant ich sie finden würde, hat die LINKE sicher nicht gemeint.

Fazit

Ökonomisches Denken von vorgestern, aber immerhin peppige Plakate. Wer die Positionen DER LINKEN vertritt, fühlt sich auf jeden Fall angesprochen. Wer nicht, findet es wohl eher reißerisch. Klare Positionen finde ich besser als generische Schlagwörter und hier kann man sich wenigstens mit Wahlthemen kritisch auseinandersetzen, anstatt sich mit generischen Schlagworten zu langweilen.

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