Moonfall (2022) – Was für ein Desaster

Ein Film von Roland Emmerich zu schauen ist ungefähr so wie Fast Food essen gehen. Es gibt keine Überraschungen, man weiß, was man bekommt und am Ende fühlt man sich zwar satt, aber irgendwie unbefriedigt. Moonfall enthält alle klassischen Emmerich Zutaten: Ein globales Desaster als Haupteinlage, garniert mit einer effektgesättigten Destruktionsorgie, einem gescheiterten Helden nebst Ex-Frau und Problemkind, einem Verschwörungsfutzi, der natürlich alles vorausgesehen hat, inkompetenten Militärführern, alles in einer ziemlich dünnen Handlungssuppe serviert. Und natürlich, die bunt zusammengewürfelte Heldentruppe arbeitet erstaunlich gut zusammen und rettet die Welt.

In Moonfall versucht eine böse KI (es ist immerhin 2022) den Mond auf die Erde fallen zu lassen, um damit alles biologische Leben auszulöschen. Unsere Helden starten mit einem kurzerhand aus dem Museum geliehenen Spaceshuttle zum Mond, um diesen wieder in die rechte Bahn zu lenken und müssen dabei schneller sein, als die inkompetenten Militärtypen, welche den Mond einfach mit Atomraketen aus dem Himmel schießen wollen. Es wird niemanden, und vor allem nicht die Zuschauer, überraschen, dass ein komplettes Desaster verhindert werden kann und sich am Ende alle Familien wieder auf der Erde glücklich zusammenfinden. Der Tod einiger Nebencharaktere wird nur recht kurz betrauert.

Ich könnte jetzt darüber schreiben, dass Moonfall mehr Handlungslöcher hat als der Mond Krater oder mich über all die physikalisch unmöglichen Actionszenen auslassen. Aber am Ende ist es ein Emmerich und was habe ich anderes erwartet? Was mich an diesem Film tatsächlich geärgert hat, war die Tatsache, dass Moonfall ziemlich langweilig für einen Actionstreifen ist. Ich bin durchaus mal für einen guten Katastrophenfilm zu haben und kann mich da den Special Effects hingeben, aber dieser Film hat einfach nicht mitgerissen.

Trotz einer Haupt-, Neben- und Minihandlung (der Mond fällt runter, der Sohn des Hauptprotagonisten flieht vor der Katastrophe und rettet dabei Leute und irgendeine Metageschichte über uralte Aliens und Killer-KIs) bleibt Moonfall vorhersehbar und langweilig. Wenn der Verschwörungstyp, der klischeehaft unattraktiv natürlich keine Freundin hat, sondern eine etwas zu enge Mutterbeziehung, von der »hollow moon theory« redet, wissen wir Zuschauer sofort, dass er damit natürlich komplett recht haben wird. Es bleibt auch kein Zweifel, dass der völlig bescheuerte Plan natürlich auf wundersame Weise funktionieren und der Status Quo am Ende wiederhergestellt wird. Ein »paar« Gegenden der Erde müssen vielleicht wieder aufgebaut werden, aber das Problem kann so ein Film getrost ignorieren.

Letztlich ist Moonfall ein billiger Abklatsch von Roland Emmerichs wohl bekanntestem Katastrophenwerk: Independence Day. Beide Filme haben Aliens (oder hier eine böse ChatGPT KIs aus dem All) welche die Erde bedrohen, irgendeine Superwaffe oder Geheimtrick um die komplett überlegenen Aliens doch zu besiegen, die genüssliche Zerstörung vornehmlich amerikanischer Sehenswürdigkeiten und ein paar lustige Kommentare zwischendurch. Selbst wenn einem der Mond auf den Kopf fällt, bleibt Zeit für eine paar Lachszenen.

Selbst der Tod des neuen Ehemannes von der Ex-Frau unseres Helden ist fast schon ein Happy End, können die beiden sich doch endlich wieder näher kommen, nachdem der Protagonist seine alte Schmach abwerfen konnte. Ganz ehrlich, nach zwei Stunden habe ich mich gefühlt als der Mond auf meinen Kopf gefallen ist. Im Kino sollte es gratis Aspirin geben, um sich den Film anzutun, oder Schlaftabletten.

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